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Judo in Coronazeiten - Erfahrungen aus Erlangen

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Aus den Vereinen

Schön, dass es Judo gibt | Als eine Spätberufene in Judo (ich habe erst vor 2 1/2 Jahren angefangen, da war ich 49) habe ich es einfach genossen, dabei zu sein in der Donnerstagsgruppe. Für mich ist Judo einfach Bewegung, Koordination, Körperbeherrschung - und ich probiere Dinge, die ich noch nie in meinem Leben gemacht habe und die ich mich normalerweise nicht trauen würde.

Auch wenn ich oft einfach überfordert war inmitten aller dunklen und schwarzen Gürtel. Immer hat mich die Gruppe dann doch mitgenommen und weitergebracht. Und plötzlich kam der Stopp. Judo hörte einfach auf. Obwohl ich nur drei Wochen später meine dritte Gürtelprüfung haben sollte und schon fleißig dafür gelernt hatte. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, das leuchtet ein. Was macht man in so einer Situation? Ich habe es gar nicht bewusst entschieden, was ich mache. Die Luft war raus. Ich habe einfach gar nichts gemacht. Wie soll Judo auch ohne einen Judo-Partner, ohne die Gemeinschaft, ohne die Rituale funktionieren? Auch die drei Videos mit Trainingsvorschlägen, die nach und nach eintrudelten, konnten mich nicht motivieren. Aber nach einigen Wochen Zurückgezogenheit kam eine Mail von Christian, unserem Trainer, dass ein Livestream von Alexander Bauhofer für die Wettkämpfer gehalten wird. Und wenn der Sensei etwas sagt, dann folgt der Schüler. So saß ich gespannt im Hobbyraum vor meinem Laptop, zum ersten Mal seit Wochen wieder im Judoanzug - und es hat sich gut angefühlt. Ich hatte natürlich keine Ahnung, was mich erwartet, hatte artig die Ausrüstung neben mich gelegt, zwei Judogürtel (als Gelbgurt habe ich genau zwei abgelegte Judogürtel) und einen fast vollen Kasten Club Mate. (Nein, die Getränkeart war nicht vorgeschrieben, nur dass es schwer sein soll ;) ). Und dann ging’s tatsächlich los. Nach Judo-Tradition pünktlich. Aber ohne Angrüßen, ohne Verbeugung, ohne Ritual. Das, was mir ganz am Anfang meiner Judo-Zeit sehr fremd vorgekommen war, künstlich, gezwungen, das habe ich jetzt wirklich vermisst: Das Einordnen in die Gemeinschaft, streng nach Gürtelfarbe, dem Meister meinen Respekt ausdrücken.

Nein, dies war gar kein Judo-Training und mein Judo-Anzug war fehl am Platz. Dies war ein Workout, ein Zirkeltraining hauptsächlich für die Wettkämpfer, um nicht ganz einzurosten. Gut, wenn schon nicht Judo, dann wenigstens Workout. Und es hat gutgetan! Auch wenn ich vieles höchstens halb so schnell konnte, nur viertel so präzise wie Alex, der dazu auch noch geredet hat.

Ja, es ist gut, sich zu bewegen, auch und gerade im Lockdown. Und jetzt freue ich mich darauf, dass es irgendwann ganz langsam wieder losgeht, vielleicht im Freien und mit viel Abstand. Sodass auch wir Freizeit-Judoka irgendwann zur Judo-Routine zurückkehren können. Bei der ich jetzt, wo sie weggefallen ist, merke, wie viel sie mir bedeutet. Die Routine, das Training, die Gemeinschaft, die Sauna, das Bier. Kurz - schön, dass es Judo gibt.

Der Bericht beschreibt die Wochen des Lockdown (KW 12 - 20), in denen verschiedene online Angebote für die Mitglieder des TV Erlangen bestanden. Wie unser prämiertes Familientraining mit der Situation umgegangen ist, wird im Teil 2 berichtet.

tbc (keine Krankheit, sondern: to be continued!)

Text: Heike Sobotta

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