Rückkehr bringt Gänsehaut-Moment für Raffaela Igl
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Die Verantwortlichen des TSV Abensberg – Judo ließen es sich am vergangenen Dienstagabend nicht nehmen, ihr großes Jungtalent Raffaela Igl nach dem Bronzemedaillengewinn bei den Nachwuchs - Weltmeisterschaften in Chile, in einem entsprechend feierlichen Rahmen willkommen zu heißen.
In einer eigens für Igl organisierten Ehrung, an der unter anderem der 1. Bürgermeister der Stadt Abensberg, Dr. Uwe Brandl, sowie der „Vater des Abensberger Sporttreibens“, TSV Gesamtvorsitzender Max Guttenberger anwesend waren, wurde von der ersten Minute an deutlich, wie stolz die Sportlerfamilie des Judorekordmeisters auf ihre Athletin ist. Dies zeigte sich beispielhaft an der Reaktion des sonst so gelassen wirkenden Chefcoaches Jürgen Öchsner, der einen gewissen „Gänsehautmoment“ während seiner Ansprache nicht leugnen konnte.
Mit dem Erreichen des Podestplatzes konnte die Bayerin ihren bis dato größten Erfolg ihrer bisherigen Judolaufbahn erzielen. Für Raffaela Igl selbst ist es wichtig, auf eine Sache aufmerksam zu machen: „Dieser Erfolg beruht nicht allein auf einem gewissen Talent, vielmehr steckt viel Arbeit, Disziplin und Schweiß dahinter“. Außerdem verrät uns die Rottenburgerin, dass sie „jederzeit dazu bereit wäre, für ihren großen Traum vom Olympia noch weitere Abstriche im privaten Bereich zu ziehen“.
Auf unsere Anfrage nahm sich die Sportlerin nach ihrer Ehrung noch Zeit, um uns an ihren Eindrücken vom Wettkampf in Südamerika teilhaben zu lassen, sowie von ihren weiteren Zielen zu erzählen:
„In Chile war es einfach klasse, wenngleich es ein wenig kalt war. Das Wettkampfgeschehen lief überwiegend so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nach meinem Sieg im ersten Duell gegen meine italienische Kontrahentin hatte ich das Gefühl, dass das heute was werden könnte – und es wurde auch was draus.“
In Runde zwei kam es dann zum Duell mit Dauerrivalin Marlene Galandi und zum wiederholten Male setzte sie dir eine empfindliche Niederlage zu. Könntest du dich nach dieser Negativserie überhaupt noch motivieren, in ein nächstes Duell mit ihr zu gehen?
„Dass Galandi und ich schon im Viertelfinale aufeinandertrafen, war sehr unglücklich für mich, das gebe ich zu. Nichtsdestotrotz war das mein bislang mit Abstand bester Auftritt gegen sie. Es gibt keine Ausreden, sie war einfach besser. Für potentielle kommende Kämpfe gegen sie bin ich jedoch höchst motiviert. Ich weiß, dass ich es drauf habe sie zu besiegen. Das macht schließlich Judo aus. Jeder Kampf ist ein neuer, selbst wenn man hundertmal zuvor gegen den selben Gegner verloren hat.“
Dem restlichen Turnierverlauf zu Folge schien es, als hättest du die Niederlage ziemlich gut wegstecken können. In einem spannenden und bis zum Ende hin engen Kampf im kleinen Finale gingst du schließlich verdient als Siegerin von den Matten und darfst dich nun als Bronzemedaillengewinnerin einer Weltmeisterschaft bezeichnen lassen. Hat dieser Erfolg spürbare Auswirkungen auf dein alltägliches Leben?
„Tatsächlich hat sich ein bisschen was verändert, ja. Ich habe das Gefühl, dass die Leute von diesem Wettkampf einfach mehr erfahren, und entsprechend wahrgenommen haben. Meine Freunde fanden es ziemlich krass, dass ich in Chile bei der WM kämpfe. Ich bin jetzt auf der internationalen Bühne erfolgreich gewesen, das bleibt wohl eher in den Köpfen der Menschen hängen.“
Sicherlich sind derartige Erlebnisse einmalig und unvergesslich. In ein paar Tagen beginnt aber wieder das triste „Tagesgeschäft Schule“ und du kommst in die Oberstufe. Es gilt sich langsam auf das Abitur und die Zeit danach vorzubereiten. Wie wichtig ist dir dieser Teil deines vom Sport dominierten Lebens?
„Die Schule ist mir sehr wichtig, genauso wie ein ordentlicher Abschluss. Sicherlich kann es sein, dass ich ein wenig mehr Zeit in den Sport investieren muss in den nächsten Wochen und Monaten. Dennoch glaube ich, dass es sich nicht zu stark von der derzeitigen zeitlichen Belastung unterscheiden wird. Und bislang konnte ich beides recht gut miteinander vereinbaren.
Auch nach der Schule möchte ich mich neben dem Sport weiterbilden. Einen genauen Plan habe ich jedoch nicht. Eine Möglichkeit, die sich gut mit dem Leistungssport verbinden lässt wäre zum Beispiel bei der Polizei anzufangen. Derzeit tendiere ich jedoch eher in Richtung eines klassischen Studiums.
Mit deinen jungen sechzehn Jahren bist du zumindest für einige Nachwuchsjudoka in deinem Verein schon ein großes Vorbild geworden. Was kannst du deinen Nachfolgern mit auf den Weg geben?
„In erster Linie: nie den Spaß verlieren und immer dranbleiben. Letztes Jahr hat mich beispielsweise eine schwere Verletzung dazu gezwungen, etwa drei bis vier Monate auf meinen geliebten Sport zu verzichten. Nun kann ich aber sagen, dass ich noch stärker aus dieser Zeit zurückgekommen bin. Es ist meines Erachtens die Einstellung, die einen zum Erfolg bringt.“
Text: Michael Resch
Bild: Alois Steffl