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Trainerfortbildung Inklusion in München

Veröffentlicht in

Sportgeschehen Inklusion

Pit Franz aus München, zu den über 45 Teilnehmenden in der Eliteschule des Sports. Hier im Münchner Norden fanden sich von Samstag 22. – 23.07.2023 Judoka aus ganz Deutschland ein, um ihren Werkzeugkasten zur Thematik „Judo für Alle“ weiter zu füllen und mit neuen Ideen-Ansätzen ihre Judoeinheiten, so die Hoffnung der sieben Referenten:innen, weiter zu bereichern.

Nach einigen spielerisch umgesetzten Vorstellungsrunden, wie „Bitte stellt Euch nach der zeitlichen Länge eurer Judotätigkeit auf; ohne zu reden!“, war schnell klar, dass das Thema Inklusion sich wie ein roter Faden durch die Fortbildung ziehen wird. Durch Brillen vom Blindenverband Bayern - BBSB e.V., welche die Sichteinschränkung simulieren, bis zu vollständigen Abdunklung wurden Übungen durchgeführt die mit musikalischer Untermalung weiter erschwert wurden. Die Kommandos an die formierten Menschenschlangen wurden immer verwirrter, Portugiesisch oder Lasisch scheinen nur die wenigsten Teilnehmenden zu verstehen. So oder so ähnlich kann sich ein ID-Judoka fühlen, wenn er die Anweisungen des Trainers nicht 1:1 versteht. Die Teilnehmer hatten ersichtlichen Spaß und Respekt sich mit den ihnen vorgegebenen Handicap auseinander zu setzen.

Nach dem Mittagessen, zeigten die Referenten Stefan Axt, Nachwuchsbeauftragter Para Judo beim DBS und Christian Zeilermeier, Stellv. Lehrreferent München 1a ihr Können auf der Matte. Durch Gruppenübungen wurden die Prinzipien der Judo-Bewegungen nach dem Bewegungsmodel und deren Zweck aufgezeigt. Von der Rohform zur vollendeten Form. Von dem Rumpf über die Arme, Beine je nach Einschränkung der Ausführenden. Die Teilnehmer arbeiten dabei an ihren Techniken mit dem Hinweis das Handicap ihrer Judoka zu berücksichtigen und mit viel Kreativität damit um zu gehen. Beispielhaft vier Fußtechniken im Wechsel. „Wir vermitteln Lebensqualität für unsere Anvertrauten!“, so Stefan. „Die vermittelten Fähigkeiten sind sehr hilfreich für deren Alltag.“

Nach der Pause erwarteten die Teilnehmer:innen weitere Übungen und Aufgabenstellungen. In unterschiedlichen Runden konnte ein reger Austausch wahrgenommen und kontroverse Diskussionen angefacht werden. Betrachtet einmal die räumliche, zeitliche und soziale Aspekte in Eurem Training und dem Verhalten als Trainer und Teilnehmer. Die Ergebnisse wurden danach allen Teilnehmern zugänglich gemacht. Einbindung, Ausgrenzung, Mobbing, Integration waren dabei einige Schlagworte. „Es war Toll sich mal richtig austauschen zu können, auch unterschiedliche Meinungen zu hören!“, so eine Teilnehmerin nach der Trainingseinheit.

Der Capoeira Contra-Mestre Sabiá konnte mit Gruppenübungen und Spielen sowie verschiedenen Trainingsgeräten vom Luftballon bis zum Maculelê die Teilnehmer vom Abstand zur Nähe bringen. Der Blick über den Judo-Tellerrand wurde sehr positiv wahrgenommen und viele Teilnehmer nehmen die Impulse mit um diese judospezifisch in ihren Trainingsbetrieb einzubauen.

Viel Spaß kam auch bei der Tanzeinlage von Gülfidan Franz, Fitnesstrainerin bei den Sportfreunden Harteck auf. Nach mittelalterlichen Klängen durften einige Männer den Frauenpart des Reigen übernehmen und sich an der Hüfte nach Takt von einer Seite zur anderen hieven lassen. Eine gelungene Abschlusseinlage aus dem Praxisteil.

Nach dem Abendessen im sonnigen Biergarten konnten sich die Teilnehmer über den Tag und Ihre Inklusionsthemen austauschen. Die Reflexion des Tages war dabei im Mittelpunkt. Gleichzeitig wurden Aufgabenstellungen einzelner Mitglieder im eigenen Verein angesprochen. „Hast Du da einen Tipp?“, so einige Fragen an die Referenten, die ihre Erfahrung gerne weiter gegeben haben.

Ausgeschlafen ging es dann am Sonntag in die Theorie durch Thomas Hofmann, Nachwuchsportbeauftragter ID Judo beim DBS. Anhand einer Zugreise beschreibt er die besondere Konstellation der ID- und Para-Judoka bei den unterschiedlichen Verbänden bis hin zu Special Olympics. Eine berechtigte Frage aus dem Teilnehmerkreis lautete: „Warum muss es gerade in diesem Bereich so kompliziert sein?“. Das es besonders unkompliziert gehen sollte, beschreibt der Referent Yusuf Güngörmüs, Judo Sportleiter der Sportfreunde Harteck. „Macht aus der Inklusion keine komplexe Sache in Eurem Verein!“, haltet die Türen offen und was Euch noch an Kompetenz fehlt, zeigen Euch die einzelnen Teilnehmer mit der Zeit und Weiterbildungen wie diese. Diese Information aus über 35 Jahren praktischer Inklusionsarbeit ist sicher viel Wert. Viele Fragen wurden den anwesenden Referenten gestellt und einige Ideen der Behindertensportreferentin ID-Judo im DJB, Cornelia Classen mitgegeben. Ebenso wurde über das Angebot von Ruud Borsten abgestimmt, eine Homepage zu dem Thema als Austauschplattform zu errichten. Die Abstimmung dazu war ebenso positiv, wie auch die Aufforderung sich bei dem Wikipedia-Eintrag ID-Judo ein zu bringen.

Im letzten Praxisteil zeigt Thomas und sein Unterstützer Peter Wiegand wesentliche Aspekte zu Trainingsmethoden und zur kontaktlosen Single Kata, die es Judoka, die keinen Körperkontakt zulassen wollen oder können, es ermöglicht den Judosport zu betreiben. Hierbei erläutert er die Bestandteile und den derzeitigen Stand zur Einführung innerhalb des DJB.

Nach der anschließenden Feedbackrunde und Teilnahmebestätigungsverteilung bedankten sich die Referenten und Teilnehmer für die gute Vorbereitung und Organisation vom DJB, Maria Deimel, Referentin Jugend und Projekte und der Unterstützung durch den DJB-Ausbildungsleiter Ralf Lippmann, sowie dem Team um Thomas Lorenz und Fritz Schottenheim, Sportfreunde Harteck München für das Engagement neben, mit und auf der Matte.

Die Referenten freuen sich auf den nun vom DJB festgelegten zweijährigen Rhythmus, um diese Trainerfortbildung mit erweiterten Inhalten in München durchführen zu können, und sind gespannt wie die Teilnehmer ihr nun erweitertes Wissen in ihren Sportalltag einbringen werden. Für jedes neu gewonnen Mitglied heißt es: Judo für ALLE!

Bis spätestens im Mai 2025 wieder, in der Eliteschule des Sports im Münchner Norden.

Video: Trainerfortbildung Inklusion 2023 - YouTube

 

Text und Bilder: Peter Franz, Integrationsbeauftragter BJV, München 1a