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Wie die junge Frau zum Kind – vom Wettkämpfer zur Kata

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Sportgeschehen Prüfungswesen

DJB Juniorteamerin und Jugendsprecherin Helene Weinmann war am Wochenende des 23.-24.06.2018 in Hannover bei der Deutschen-Kata-Meisterschaft dabei und berichtet von ihren Erfahrungen.

Ich glaube, jeder Wettkämpfer hat die selbe Einstellung zur Kata: „notwendiges Übel, um die Gürtelprüfungen zu bestehen. Langweilig.“ Auch ich habe so gedacht, habe diese Meinung aber ganz schnell revidiert. Zur Kata gekommen bin ich durch ein altes Versprechen, die ich eigentlich mit der Teilnahme an der Bayerischen Kata Meisterschaft bereits beglichen hatte. Ich wollte das natürlich ordentlich abliefern, habe also dafür trainiert und habe mein Bestes gegeben. Am Ende stand Platz zwei und ein unheimlich gutes Gefühl. Die Stimmung innerhalb der Kata-Teilnehmer ist grandios, die Atmosphäre bei so einer Meisterschaft ein ganz neues Erlebnis. Als dann die Nominierungsliste des Bayerischen-Judo-Verbandes für den nationalen Wettbewerb da waren und der eigene Name dort mit auftaucht, sind alle Klischees vergessen. Die Vorfreude und der Ehrgeiz sind so viel größer. Und auch in Hannover wurde jedes Vorurteil widerlegt. „Da sind nur alte Leute“ – nein, ganz und gar nicht. Klar kann man Kata auch noch machen, wenn man älter ist. Das beweist das Teilnehmerfeld durchaus. Aber mindestens die Hälfte der Athleten ist unter 30! „Da hat man gar keinen Spaß, das ist alles so übermäßig ernst“ – auch das ist nicht wahr. Natürlich ist es während der Wettbewerbe und der Kata-Präsentationen ruhig in der Halle, da sich sowohl Athleten als auch Wertungsrichter konzentrieren müssen. Aber in den Pausen und nach den Wettbewerben herrscht eine lockere Stimmung zwischen den Athleten unter sich und auch zwischen den Aktiven und Offiziellen. Ich hatte ein ganz wunderbares Wochenende und war ganz fasziniert von den Menschen, die man dort kennen gelernt hat. Das, was mich allerdings am meisten beeindruckt hat, ist die gegenseitige Hilfsbereitschaft, die ich so noch nicht erleben durfte. Man wärmt sich auf, probiert einige Teile nochmal durch – plötzlich tippt einem jemand auf die Schulter und sagt: „darf ich dir einen kleinen Tipp geben? Wenn du dich hier noch abstützt hilfst du deinem Tori, dass er dich besser werfen kann.“ Und in der Tat hilft dieser kleine Hinweis. Was daran seltsam ist? Der junge Mann, der mir diesen Tipp gibt ist eigentlich ein Konkurrent, er präsentiert die selbe Kata wie ich, ist nach mir und meiner Partnerin dran. Und das ist das, was mich echt sprachlos gemacht hat. Aus dem Wettkampf-Judo kenne ich nur die Denkweise, dass ich jeden Fehler, jede Schwäche, die mein Gegner hat für mich nutzen kann.
Am Ende des zweiten Tages kam für mich persönlich noch ein kleines Highlight: die deutschen Kata-Meisterschaften der G-Judoka. Es war für mich faszinierend zu sehen, mit welcher Hingabe sich diese Athleten dem Judofach Kata widmen. Auf jeden Fall sehenswert!

Ich für meinen Teil bin einfach nur übermäßig beeindruckt, von der Atmosphäre und der Stimmung bei diesen Meisterschaften und werde ab jetzt definitiv öfter bei solchen Events dabei sein. Für jemanden wie mich, der im klassischen Shi-ai nicht mehr mitmischen will und kann ist diese Wettkampfform eine perfekte Alternative. Es ist anstrengend für Körper und Kopf, jedoch nicht so verletzungsanfällig. Und das wichtigste: Es macht irrsinnig viel Spaß!

 

Text: Helene Weinmann

Foto: Privat