Bronze für Jolina Reinhold auf der Kadetten WM
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Die Geschichte der u18 WM 2024 ist eine Geschichte von Mut, eisernem Willen und absoluter Hingabe.
Am 25.08. war es so weit, eine Truppe von sieben Athletinnen und Athleten, zwei Trainern und einem Physio machte sich für den DJB auf den langen Weg nach Lima, der Hauptstadt von Peru. Um den Jetlag verarbeiten zu können, sich auf der anderen Seite der Erdhalbkugel, wo es ja Winter ist, zu Akklimatisieren und vor Ort alles zu regeln, war eine frühe Anreise erforderlich auch wenn die Wettkampftage erst der 29. und 30.08 waren. Es war für die jungen Athletinnen und Athleten gar nicht so leicht mit der Zeitverschiebung zurecht zu kommen, Gewicht zu machen und das richtige Maß an Anspannung zu finden aber dennoch nicht zu nervös zu werden. Die vorab gebuchten Trainingsslots nutzten der Bundestrainer Christopher Schwarzer und ich um die Kids verschieden zu belasten und noch ausreichend zum Schwitzen zu bringen. Mit der Nominierung von ursprünglich ja drei Bayern (Maya Toszegi, Jolina Reinhold und Rufus Barske) war auch für mich mein Einsatz als unterstützende Trainerin bei der WM dreifach erfreulich. An dieser Stelle muss ich noch mal erwähnen das Mayas Erkrankung und Ausfall ein harter Schlag für die junge Europameisterin war!
Am 29.08. ging es dann auch für Deutschland vor Ort los mit den Wettkämpfen. Neben zwei Athletinnen aus Brandenburg und Hessen, war auch unser Rufus am Start. Trotz einer guten Auslosung konnte der junge Großhaderner an diesem Tag leider nicht zeigen, was er kann. Nach der beeindruckenden Leistung in der Qualifikation, wollte es bei der Weltmeisterschaft leider nicht so recht klappen. Rufus gab einen Waza-ari gegen den Serben im ersten Kampf ab und konnte diesen Rückstand leider nicht mehr aufholen. Bei der IJF ist es damit dann schon zu Ende. Nur wer es ins Poolfinale schafft, zieht entweder ins Halbfinale ein, oder erhält eine zweite Chance in der damit stark verkürzten Trostrunde.
Am nächsten Tag waren dann 3 Sportlerinnen und Sportler aus NRW und Jolina Reinhold vom TSV Abensberg am Start. Jolina hatte im ersten Kampf eine Gegnerin der ausrichtenden Nation Peru. Nach einem Uchi-mata, der ohne Wertung blieb, machte die junge Abensbergerin schon nach gut eineinhalb Minuten den Sack zu, drehte ihre Gegnerin und hielt sie kurzerhand fest. In Kampf Nummer zwei traf Jolina auf eine Kanadierin, die sie auch bereits nach eine Minute Kampfzeit besiegte. Diesmal mit einer wunderschönen Vor-Rück-Finte und Ippon. Kampf Nummer 3 war dann das Poolfinale gegen die auf Losplatz 1 gesetzte Französin. Und hier beeindruckte Jolina enorm durch ihr mutiges und beherztes Auftreten. Die 14-jährige kämpfte genau an der mit Heimtrainer Radu Ivan, Bundestrainer Chris Schwarzer und mir abgesprochenen Linie und hatte die Französin eigentlich im Griff. Die festgelegte Strategie ging voll auf, bis eine etwas übermütige Idee zum Abtaucher Jolina in einen Haltegriff der Französin beförderte, aus dem sie sich leider nicht mehr befreien konnte. Auch wenn das der einzige Kampf bleiben sollte, den Jolina an diesem Tag verlor, war dieser Kampf dennoch die hochwertigste Leistung. Nach dem verlorenen Poolfinale hieß es sich schütteln, Staub abklopfen, das Ärgern und Zermürben auf später verschieben und die Energie, für die noch vor uns liegenden Aufgaben zu bündeln – keine leichte mentale Aufgabe. Dass die Aufgabe gelöst werden konnte, sah man im vierten Kampf gegen die Italienerin Sorelli. Jolina ging früh mit einem O-soto-gari in Führung und konnte nach mehreren gut parierten tiefen Ansätzen der Italienerin im Übergang zum Boden einen Haltegriff erarbeiten und somit auch hier als Siegerin von der Matte gehen. Damit stand Jolina im kleinen Finale gegen die zweite französische Starterin, eine physisch ebenfalls sehr starke und gefährliche Linkskämpferin. Mit eisernem Willen und beinahe stählernen Nerven ging Jolina die Sache erneut nach Plan an. Die Franzosen hatten ihre Hausaufgaben allerdings ebenfalls gemacht und Jolinas hervorragender Uchi-mata, wurde dennoch zuerst übernommen und wir gerieten Waza-ari ins Hintertreffen. Aber damit wollte Jolina sich nicht geschlagen geben. Die beiden darauffolgenden Wertungen des Judotalents, die die Bronzemedaille besiegelten, erzielte sie, wie geplant mit ihrem herausragenden Uchi-mata, aber diesmal mit guter Griffvorbereitung, aus der Bewegung und mit Geduld für den richtigen Moment.
Somit kommt auch in diesem Jahr die deutsche WM-Medaille der Kadetten aus Bayern und erneut von einem Erstjahrgang. Nach Bronze für Maya Toszegi in 2023 nun Bronze für Jolina Reinhold in 2024.
Gratulation an Jolina, die ihr junges Kämpferherz so mutig eingesetzt hat, an Radu Ivan, den Heimtrainer für die hervorragende Ausbildung dieser jungen Sportlerin und an Christopher Schwarzer für die starke Vorbereitung im Rahmen der Nationalmannschaft und die gute Planung dieses schwierigen Events am anderen Ende der Welt!
Und mir? Mir hat‘s gefallen. Hart für die Medaillen arbeiten und dann in die glücklichen Gesichter der Kids zu schauen, macht mir nach wie vor den meisten Spaß!!
Text: Claudia Straub
Fotos: Kulumbegashvili Tamara EJU, Christopher Schwarzer