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Das japanische Sternefest – Tanabata七夕

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Verbandsnachrichten Breitensport

Das japanische Jahresbrauchtum orientiert sich strukturell an Feiertagen, die oft auch einen religiösen Bezug haben oder sich an der japanischen Mythologie orientieren. Ähnlich unserer Gesellschaft nimmt auch in Japan die Bedeutung traditionelle Festlichkeiten ab, sofern sie nicht einer regionalen Neuinszenierung unterliegen. Zwei traditionelle Feiern haben für die meisten Japaner allerdings nach wie vor einen hohen Stellenwert, nämlich das Neujahr (O-shōgatsu) und das Bon-Fest (O-bon) im August. Aber auch andere Riten und Gebräuche haben einen festen Platz im kulturellen Gedächtnis.

So gehört das tanabata, über das ich dieses Mal berichten möchte, zu den fünf Doppelzahlfesten. Zu den gosekku gehören neben dem Neujahrsfest, shōgatsu, am 1.1., das Puppenfest, hina matsuri am 3.3., das Knabenfest, tango no sekku, am 5.5, das Chrysanthemenfest am 9.9. und eben das Sternenfest, tanabata, am 7.7. Diese Feste haben alle eine lange Tradition.

Das Sternenfest, tanabata (七夕), hat wie viele japanische Traditionen seine Wurzeln in China und findet am heute am 7. Juli statt. Im sommerlichen Nachthimmel bilden die Sterne Altair und Vega zusammen mit Daneb das Bild des Schwans. Nach einer Legende, sind diese Sterne himmlische Wesen, orihime (Vega), die Weberprinzessin und hikoboshi (Altair), der Hirte, die sich einmal im Jahr, nämlich am siebten Tag des siebten Monats bei klarer Nacht treffen dürfen. Für die Menschen auf der Erde sei es wichtig, daß Orihime (Vega), die Weberprinzessin, und Hikoboshi (Altair), der Hirte, sich in dieser Nacht treffen können, d.h. daß der Himmel klar ist. Daher hängt man in der Nacht vom 7. Juli man Zettel mit aufgeschriebenen Wünschen an Bambusbäume, in der Hoffnung, dass sie in Erfüllung gehen.

 

Die gängigste der vielen Geschichten, die es um das Tanabata-Fest gibt, erzählt folgendes: Der Kuhhirte, hikoboshi und die Weberin, orihime waren zur Erde verbannt worden. Dort verliebten sie sich ineinander und heirateten. Zurückgerufen auf ihre himmlischen Plätze stehen sie nun durch die Milchstraße getrennt am Himmel. Nur einmal im Jahr können sie sich umarmen, nämlich am so genannten "Siebenabend", dem Abend des 7. Tages im 7. Monat, und dies auch nur dann, wenn ein Elsternschwarm für sie eine Brücke bildet. Das Sternenfest (hoshi-matsuri), wie tanabata auch genannt wird, findet japanweit heute i.d.R. am 7. Juli statt.

 

Wie bereits erwähnt gibt es zu dieser Zeit eine sichtbare Sternenkonstellation von Altair und Vega. Tanabata gehört, wie am Anfang erwähnt, zu den fünf Doppelzahlfesten, den gosekku in Japan und wurde zum ersten Mal im Ryō no Gige, dem amtlichen Kommentar des Taiho Kodex aus dem 9. Jahrhundert, offiziell erwähnt. Auch im man’yōshū (Sammlung der zehntausend Blätter), der ersten großen japanischen Zusammenstellung von Gedichten, entstanden gegen Enden des 8. Jhds. oder aber im kokinshū (eigentlich Kokin-wakashū 古今和歌集 – Sammlung alter und moderner Gedichte), einer Waka-Anthologie aus der frühen Heian-Zeit (794–1185) finden sich verschiedene Beschreibungen der Geschichte.

Ein schönes Gedicht welches die Thematik sehr gut wiedergibt findet sich im kokinshū:

天河        ama no kawa wartet die Weberprinzessin
もみぢをはしに momichi wo hashi ni jedes Jahr auf den Herbst,
わたせばや   watasebaya   um auf einer Brücke
たなばたつめの tanabata tsumeno aus buntem Herbstlaub
秋をしもまつ aki wo shimomatsu die Milchstraße überqueren zu können?

 

Eine spezielle Form des tanabata findet sich im Norden Japans, in Sendai, der Hauptstadt der Miyagi-Präfektur Dort findet vom 06.-08. August das tanabata-matsuri (七夕) statt. Die Straßen werden mit bunt geschmückten Bambusstangen dekoriert, um die Wünsche für Hikoboshi und Orihime zu platzieren.

Nun mag man sich wundern, dass das tanabata in Sendai erst im August stattfindet. Bedenkt man aber den ursprünglichen Kalender so ist es hier näher am siebten Tag des siebten Monats oder Mondes nach dem alten Kalender. Da dieser jedes Jahr etwas differiert liegt der jetzige Termin relativ im Durchschnitt. Bereits am Vorabend, also am 05. August, wird das Fest mit einem großen Feuerwerk, einem so genannten hanabi eröffnet. Die Straßen und insbesondere die bekannte große Einkaufspassage in Sendai sind mit bunt geschmückten Bambusstangen, den sasakazari (笹飾り) flankiert, um die Wünsche an das Himmelspaar zu platzieren. In der Passage hängen von oben so genannte kusudama (薬玉).

Eine Eigenart des tanabata in Sendai ist allerdings die Durchführung einer Parade mit bon-odori, dem rituellen Tragen der mikoshi (tragbare Schreine) bei der Parade durch die Straßen und allerlei anderen Programmpunkten. Hier wird auch der in der Edo-Zeit (1603-1868) weit verbreitete Bezug und die Gemeinsamkeiten zum Bon-Fest deutlich. Das Fest selbst wurde schon von Date Masamune (1567-1636) protegiert, aber in seiner heutigen Form existiert es seit Ende der 1920er. So haben unter dem Date-Fürsten Mädchen und Jungen ihre Wünsche mit schwarzer Tusche auf Papierstreifen gebracht. Nach der vorher erwähnten Legende sollen die Wünsche in Erfüllung gehen, die mit Tinte aus den Tautropfen von den Blättern der Taro-Pflanze, gesammelt am Morgen des Tanabata-Tages, geschrieben wurden. Beim Fest gibt es traditionell verschiedene Dekorationsstile, die jeweils eine andere Bedeutung haben. Bei den sieben grundsätzlichen Dekorationen mit Symbolik handelt es sich um:

  • tanzaku 短冊: Papierstreifen zum Aufschreiben eines Gedichts. Hier handelt es sich i. d. R. um Wünsche aller Art
  • kamigoromo 紙衣: Papier Kimono Hier geht es ursprünglich um aus dem Weberhandwerk entstandene Bitten. Die Unfallfreiheit hat sich dann aber weiter auch auf alle Lebensbereiche übertragen und so steht dieser Wunsch heute auch für Gesundheit.
  • orizuru 折り鶴: Papier-Kraniche stehen für Gesundheit, Sicherheit und langes Leben in der Familie.
  • kinchaku 巾着: Der Geldbeutel steht für Wohlstand
  • toami 投網: Das Netz steht für gute Ernte, erfolgreichen Fang in der Fischerei und gute Jagdergebnisse
  • kuzukago くずかご: Der Abfalleimer steht für Reinheit und Sauberkeit
  • fukinagashi 吹き流し: Die langen Papierstreifen symbolisieren die Fäden, mit denen Orihime gewebt hat

 

Das tanabata-Fest ist in jedem Fall in Japan ein sehr beliebtes Fest, welches sowohl als Ereignis in Kindergärten mit Aufführungen für die Eltern durchgeführt wird als auch in unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen mit sommerlichen Festivitäten, bei denen man am Abend entspannen kann. Vielleicht findet ja der ein oder die andere am siebten Abend des siebten Monats Zeit, bei klarer Nacht den Sternenhimmel zu beobachten und sich daran zu erfreuen. In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Sommer.

 

 

Text/Bild: Wolfgang Fanderl

redigiert: Florian Ellmann

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