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Interview mit der neuen Landestrainerin Nathalie Kolein

Veröffentlicht in

Verbandsnachrichten Leistungssport

Nathalie Kolein, geb. Rouviere, gibt zum Einstand in das Trainerteam des BJV der Vizepräsidentin Leistungssport Elisabeth Grünewald ein Interview und spricht über den eigenen Weg im Leistungssport hin zur Funktionsübernahme im Landesverband. 

Elli Grünewald (EG):
Nathalie, vielen Dank, dass Du spontan Zeit für unser Interview hast. Wir freuen uns, dass Du nun zum Trainerteam des Bayerischen Judo-Verbands zählst und möchten Dich hiermit vorstellen.

Du hast kürzlich Deine eigene Leistungssportkarriere beendet. Wie zufrieden bist Du im Rückblick mit deiner Karriere? Was würdest Du anders machen und was würdest du wieder so anpacken?


Nathalie Kolein (NK):
Im Grunde bin ich sehr zufrieden mit meiner sportlichen Karriere. Allerdings war der Rücktritt für mich keine leichte Entscheidung, sondern eher die Konsequenz aus der Perspektive, die der DJB mir geboten hat. Auch ohne die Teilnahme bei Olympischen Spielen habe ich meine Träume erreicht.  Nur die Wenigsten schaffen es schließlich bis dorthin.

Schwierig war mein Nationenwechsel aus Frankreich. Der hat sich zwar definitiv gelohnt, war allerdings in Punkto Aufwand und Behördengänge so aufwändig und langwierig, dass ich das vermutlich nicht noch einmal angehen würde. Zunächst bewältigte ich diesen Papierkram alleine, erst später konnte mich Julian (A. d. R. ihr jetziger Ehemann und ehemaliger Spitzenjudoka Julian Kolein) unterstützen.
 

EG:
Der Beginn Deiner Karriere lag ja bis zum U21-Alter in Frankreich bevor Du nach Deutschland und nach München gewechselt bist. Wie unterschiedlich empfindest Du diese Leistungssport­systeme?

NK:
Frankreich ist ja eine große Judonation, dieser Sport hat in Frankreich einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Insofern gibt es dort mehr Professionalität, eine bessere Infrastruktur und eine intensivere Betreuung als hier. Es gibt viel mehr Sportschulen und ab dem letzten Jahr der U21 muss man als Top-Judoka seinen Lebensmittelpunkt an den zentralen Stützpunkt in Paris legen. Den Lebensunterhalt sichern sich Leistungsjudoka als Profisportler durch Verträge mit Vereinen. Allerdings muss man seinen Kaderplatz jährlich gegen die ständig nachströmende nationale Konkurrenz absichern.

In Deutschland waren die ersten Übergangsjahre sehr schwierig für mich, denn zusätzlich zum zweifachen täglichen Training musste ich noch in Teilzeit arbeiten. Das war auf Dauer nicht zu schaffen und erst nach Aufnahme in den Perspektivkader und der damit verbundenen Sporthilfeförderung konnte ich mich ganz auf das Judo konzentrieren.


EG:
Du wirst nun nebenberuflich das Trainerteam des BJV für den Landes- und NK2-Kader unterstützen. Deine Schwerpunkte liegen am Bundesstützpunkt München im Athletiktraining. Welche Aufgaben kommen hier konkret auf dich zu und wie wirst Du sie angehen?
 

NK:
Ich habe gerade damit begonnen, die Verletzten zu betreuen. Außerdem sollen die jüngeren Athleten und Athletinnen mit Trainingsprogrammen entsprechend aufgebaut werden, um eine langfristige Verletzungsprophylaxe zu erfahren und auf spätere Höchstbelastungen vorbereitet zu werden. Für alle Athleten und Athletinnen soll die Verletzungsanfälligkeit reduziert und Nachwirkungen des Leistungssports vermieden werden. Verletzte erfahren einen systematischen Aufbau zum Wiedereinstieg ins Judo.
Hierbei ist eine enge Absprache mit den anderen Trainern am Bundesstützpunkt und den Landestrainern erforderlich. Da ich erst seit Anfang Juli eingebunden bin, baut sich dieses Netzwerk gerade auf.
 

EG:
Ein anderer Aufgabenbereich wird die Betreuung des U21-Kaders sein. Insbesondere die Entlastung des hauptamtlichen Landestrainer Donat Müller (Foto). Worauf freust Du dich bei diesen Aufgaben und welche Erwartungen hast Du an die bayerischen Athleten und Athletinnen?

NK:
Nachdem ich gerade erst meine eigene Karriere beendet habe, möchte ich nun gut in die Trainerrolle hineinwachsen. Ich werde zum Beispiel im Herbst bei der Deutschen U21 die bayerischen Athleten und Athletinnen mit betreuen. Ich denke, dass sich besonders die Athletinnen darüber freuen, dass neben Claudia Straub sich nun eine weitere weibliche Trainerin um sie kümmert. Letztendlich muss ich aber die ersten Maßnahmen abwarten und schauen wie es dort läuft.
 

EG:
Welches sind deine nächsten persönlichen Ziele?

NK:
Ich werden zumindest noch im nächsten Jahr bei der TSG Backnang Bundesliga kämpfen. Dieses Team liegt mir am Herzen, insofern bleibe ich dem aktiven Judo erhalten. Gleichzeitig möchte ich mich mehr dem Outdoorsport widmen: Klettern, Bouldern und Trailrun.

Da ich dem Judo gerne etwas zurückgeben möchte, kann ich mir eine langfristige Trainertätigkeit gut vorstellen. Insbesondere, wenn die Position einer Athletiktrainerin ausgebaut werden könnte. Das entspräche dann auch meiner Art, denn wenn ich etwas angehe dann richtig und nicht nur halb.

Beruflich bin ich nun in Vollzeit als stellvertretende Leitung in einer Praxis für Physiotherapie tätig und baue diese Praxis stetig auf. Neben der Patientenbetreuung haben wir dort bereits ein erstes Rehaprojekt laufen.
 

EG:
Nathalie, vielen Dank. Was möchtest Du abschließend unseren Judoka mitteilen?

NK:
Wir, also mein Mann Julian und ich, fühlen uns sehr wohl in München. Wir möchten den Judosportlern gerne etwas zurückgeben und das Judo in Bayern weiterbringen.
 

Fotos: Nathalie Kolein

Interview: Elisabeth Grünewald