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Nachgefragt: Interview mit den Sportschülern des Sportgymnasiums München-Nord

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Verbandsnachrichten Leistungssport

 Sport und Schule unter einen Hut zu bringen ist nicht immer ganz einfach, vor allem für ambitionierte Athleten mit einem hohen Trainingspensum. Um genau diese Nachwuchsathleten optimal fördern zu können, gibt es in den „Eliteschulen des Sports“ in München und Nürnberg sogenannte Leistungssportklassen. Hier unterstützt die Schule aktiv ihre Schüler, um deren Training in den Schulalltag einbauen zu können. Ausgewählten Talenten bietet sich dort die Möglichkeit, sich schulisch sowie sportlich optimal entwickeln zu können.

Philine Brodnig (15) und Kilian Kappelmeier (15) sind zwei dieser Talente. Sie besuchen das Sportgymnasium München Nord und trainieren am Stützpunkt Großhadern. Im Interview mit dem BJV erzählen sie uns mehr über sich und die Förderung durch das Sportgymnasium München Nord:

 

BJV:     Warum habt ihr mit Judo angefangen bzw. wie seid ihr zum Judo gekommen?

Philine: An meinem früheren Wohnort gab es lediglich die Wahl zwischen Fußball und Judo und
            da fiel die Entscheidung von meinem Bruder und mir auf Judo.

Kilian:   Mein Bruder hat zuerst mit Judo angefangen, das hat mich dann auch interessiert und ich bin
            deshalb mitgekommen.

BJV:    Wo habt ihr mit Judo angefangen?

Philine: In Aubing, dort ist ein Teilverein vom TSV München-Großhadern.

Kilian:   Ich habe im FC Schweitenkirchen angefangen, seitdem ist das auch mein Heimverein.

BJV:    Wann kam der Gedanke, mehr Judo machen zu wollen?

Philine: Nachdem mein Bruder mehr Judo gemacht hat, wollte ich das auch.

Kilian:   Mit der Zeit wurden es bei mir einfach mehr und mehr Lehrgänge und Turniere. Zudem hat
            dann mein Heimtrainer, Franz Dausch, vorgeschlagen, dass ich einmal in der Woche in
            das Stützpunkttraining in Großhadern gehen könnte.

BJV:    Wie seid ihr auf die Sportschule gekommen? Seit wann geht ihr auf diese Schule?

Philine: Ich musste die 7. Klasse wiederholen und da beschlossen Lukas Ohneiser (ein befreundeter
            Judoka) und ich, dass wir beide gemeinsam auf die Sportschule wechseln wollen.
            Das war vor zwei Jahren.

Kilian:   Ich habe auf einem Sichtungsturnier vom BJV gekämpft und dieses auch gewonnen.
             Dort habe ich den Flyer für die Schule bekommen und war sofort von der Idee angetan.
             Nach Rücksprache mit meinen Eltern habe ich mich dann entschieden, zur Sportschule zu wechseln.
             So bin ich im letzten Sommer zur 9. Klasse nach München gekommen und ins Haus der Athleten gezogen.

BJV:    Wie gefällt es Euch auf der Sportschule?

Philine: Es ist schon sehr anstrengend aber voll cool.

Kilian:   Mir gefällt es auch sehr gut, es sind viele neue Sportler aus verschiedenen Sportarten da.
            Ich finde auch das Konzept, Schule und Sport zu kombinieren, einfach super.

BJV:    Beschreibt doch mal euren Alltag als Sportschüler

Philine: Wir haben dreimal die Woche Frühtraining in der Schule, da startet dann der Unterricht
            später. Anschließend haben wir ganz normal Unterricht, immer Doppelstunden, um uns
            besser vorbereiten zu können.

Kilian:   Nach dem regulären Unterricht haben wir noch eine Stunde Zeit, um Hausaufgaben zu
            erledigen und zu lernen. Am Abend geht es dann ins Training nach Großhadern.

BJV:    Wie viel trainiert ihr insgesamt in der Woche?

Philine: Ich habe sieben bis acht Mal pro Woche Training, davon sind drei Trainings in der Sportschule
            und die anderen vier bis 5 Einheiten am OSP Großhadern.

Kilian:   Bei mir sind es acht Einheiten in der Woche.

BJV:    Wer sind eure Trainer?

Philine: Claudia Straub und Milan Dišović

Kilian:   Bei mir auch, und noch mein Heimtrainer Franz Dausch, der mit mir auf fast alle Turniere fährt.

BJV:     Gibt es Unterschiede zwischen dem Training an der Sportschule und dem am Stützpunkt?

Philine: Ja klar; im Frühtraining sind wir nur ein paar Leute, da kann man viel individueller trainieren.
             Daher arbeiten wir dort vor allem an Kondition und Technik.

Kilian:    In Großhadern sind es immer viele Leute, weshalb man sehr viele Partner zur Auswahl hat.
             Hier machen wir vor allem Randoris.

BJV:     Wie geht ihr mit der Doppelbelastung um, Schule und das hohe Trainingspensum zu vereinen?

Philine: Durch die festgelegten Trainingspausen kann ich mich gut erholen. Hilfreich ist natürlich auch,
            dass wir in der Schule alles abarbeiten. Außerdem haben wir auch einen „Chill-Raum“,
            wo wir uns hinlegen können, am Handy Musik hören o.ä., wenn alle Aufgaben erledigt sind.

Kilian:   Ich komme auch gut damit klar, sogar besser als davor, da ich nach der Schule keine Hausaufgaben
            mehr habe. Ich habe mir zudem angewöhnt, die langen U-Bahn-Fahrten nach Großhadern zu nutzen,
            um dort zu lernen.

BJV:    Durch Turniere und Trainingslager verpasst ihr wahrscheinlich auch ab und zu den Unterricht;
            wie arbeitet ihr das Ganze dann nach?

Philine: Wir haben eine Internetplattform, auf die die Lehrer den Stoff laden.
            Somit können wir unterwegs auch lernen.

Kilian:   Wir schauen uns das ganze Material auf dem Handy oder Laptop an
            und können die Sachen natürlich auch ausdrucken, so funktioniert das problemlos.

BJV:     Und wie unterstützen euch eure Eltern?

Philine: Ich wohne ja noch zu Hause, daher sind meine Eltern immer für mich da
            und ich kann mit Problemen immer zu ihnen kommen

Kilian:   Ich bin ja nach München in das Haus der Athleten gezogen und wohne somit schon alleine;
            trotzdem ist die Verbindung zu meiner Familie natürlich noch sehr eng. Unter der Woche
            kommen meine Eltern meistens einmal in der Woche abends nach dem Training nach München;
            am Wochenende fahre ich dann nach Hause, wenn ich kein Turnier habe.

BJV:    Auf Lehrgängen ist man ja immer als „Team Bayern“ unterwegs. Wie ist denn da die Gruppendynamik?

Philine: Wir passen alle gut zusammen und haben viel Spaß miteinander. Dadurch, dass wir uns nicht
            so häufig sehen, gibt es immer viel zu erzählen.

Kilian:    Ich freue mich auch schon immer auf den nächsten Lehrgang, da es als Gruppe immer sehr lustig ist.

BJV:     Was war jeweils euer größter Erfolg als Judoka?

Philine: Das war der Deutsche Meistertitel U16 mit der Mannschaft, den wir in Mannheim
            erkämpft haben.

Kilian:   Mein größter Erfolg war dieses Jahr der dritte Platz bei den Deutschen Einzelmeisterschaften U18.

BJV:     Habt ihr kurz- oder langfristige Ziele?

Philine: Dieses Jahr möchte ich noch ein paar European Cups kämpfen und nächstes Jahr möchte ich
            durch ein gutes Ergebnis auf der Deutschen Meisterschaft den Sprung in den Nationalkader schaffen.

Kilian:   Ich möchte mich nächstes Jahr bei den Einzelmeisterschaften noch einmal verbessern und den Deutschen Meistertitel U18 gewinnen. Langfristig träume ich von Olympia.

BJV:     Welchen Judoka möchtet ihr unbedingt mal treffen?

Philine: Ilias Illiadis habe ich bereits getroffen und viele Fotos mit ihm gemacht. Dann finde ich Teddy Riner
             noch ziemlich cool, obwohl beide in einer ganz anderen Gewichtsklasse sind wie ich.

Kilian:    Mein Vorbild ist Nikoloz Sherazadishvili. Er ist amtierender Weltmeister -90kg.

BJV:     Was ist eure Spezialtechnik? Wie würdet ihr euren Kampfstil beschreiben?

Philine: Ich bewege mich viel; meine Spezialtechniken sind O-Soto-Gari und Harai-Goshi.

Kilian:   Meine Spezialtechnik ist Uchi-Mata rechts, weshalb vor allem kleinere Gegner und
            Linkskämpfer große Probleme haben, gegen mich zu kämpfen.

BJV:    Was sind eure nächsten Turniere?

Philine: Nächstes Wochenende ist in Bad Blankenburg der Internationale Thüringenpokal
            und ich hoffe auf einen Einsatz beim European Cup in Teplice.

Kilian:   Bei mir sind das die European Cups in Teplice und in Berlin.

BJV:    Abschlussfrage: Was findet ihr, bringt euch Judo für euer weiteres Leben?
            Hat es eure Haltung und Persönlichkeit beeinflusst?

Philine: Auf jeden Fall hat mich Judo sehr geprägt. Hier steht Disziplin und Respekt im Vordergrund.

Kilian:   Ich habe auch vor allem Disziplin und Durchsetzungsfähigkeit gelernt. Außerdem bin ich
            durch die Sportschule und das Haus der Athleten jetzt schon total selbstständig geworden.

 


 Text: Dominic Wurzer
 Bild: Claudia Straub