12000 gegen den Trend
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Der Bayerische Judo-Verband hat durch die Projektmittelförderung des BLSV und des Innenministeriums das Projekt „Judo macht Schule“ auf den Weg gebracht.
In einem Schuljahr konnten so über 12000 Grundschüler methodisch durch Rangeln und Raufen an den Judosport herangeführt werden. Dass der Schwund an Mitgliedern nur am „G8“ und einem erhöhten Teil von Ganztagsschulen liegt, wollte ich nicht einfach als Ein-Für-Alles-Argument hinnehmen. Nun ist die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium beschlossene Sache und die Lehrpläne aller Schularten sind nicht mehr Lernziel-, sondern nun kompetenzorientiert. Was kann der Verband tun um genau in dieser Zeit aktiv gegen den Rückgang der Mitgliederzahlen vorzugehen um vielleicht eine Trendwende einzuleiten und den Effekt einer Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium bei einer Beibehaltung des Ganztagsangebotes zu nutzen?
Grundidee
Der Bayerische Basketballverband hat einen hauptamtlichen Schulsportkoordinator, den ich persönlich aus meinem Studium kenne. Er bietet Fortbildungen und Projekttage an Schulen im Namen des Landesverbandes an. Auch an meiner Schule haben wir von diesem Angebot profitiert. Von Beginn an war klar, dass für so eine Position nicht ausreichend Finanzkraft im Verband zur Verfügung steht. Allerdings konnte durch Projektmittel des BLSV und Innenministeriums eine Bundesfreiwilligenstelle beantragt und geschaffen werden. Im Zuge der kompetenzorientierten Lehrpläne in allen Schularten wurde ein Fortbildungsprogramm entwickelt, das insbesondere auf die zu vermittelnden Kompetenzen und Reflexionsmethoden eingeht und das Rangeln und Raufen methodisch für den Schulsport aufbaut. Aus diesem Fortbildungsprogramm wurde durch Jens Keidel eine spannende Unterrichtsstunde entworfen und von Daniel Messelberger an diversen Münchner Schulen durchgeführt. Ergänzend hierzu gab es ein Online-Fortbildungsangebot für Lehrkräfte, das zentrale über das Fortbildungssystem für Lehrkräfte FIBS angeboten werden konnte.
Vernetzung verschiedener Ebenen
Neben speziellen Trainerausbildungen für Pädagogen an der Universität Regensburg und Universität Erlangen-Nürnberg zum Trainer C Judo im Elementarbereich, der in den Jahren zuvor entworfen und schlussendlich auch durch den DOSB genehmigt wurde, zählen die Lehrerfortbildungen als ein Standbein. Das zweite Standbein stellen die Schulbesuche dar. Die Vernetzung wurde deutlich, als Lehrkräfte der besuchten Schulen im Anschluss an Daniels Besuch an der Fortbildung teilnahmen und in Lehrerkreisen die Fortbildung zu einem Gesprächsthema wurden. Inzwischen gibt es Anfragen für spezielle Fortbildungen der Fachbetreuer Sport aus verschiedenen Regierungsbezirken und der Fachreferenten Sport der Ministerialbeauftagten.
Damit haben wir nicht gerechnet
Als wir über die sozialen Medien, zusätzlich zu den persönlichen Anschreiben aller Grundschulen in München, Werbung für unser Angebot machten, wurden wir schnell mit den Äußerungen konfrontiert: „Das haben wir früher schon gemacht, das hat nichts gebracht.“ Auch gestandene Judopersönlichkeiten und Pädagogen schienen nicht wirklich begeistert von unserer Idee – vielleicht weil sie die Zusammenhänge und beiden Standbeine und die speziellen, auf die Lehrpläne angepassten Inhalte nicht kannten. Dass Daniel am Ende über 12000 Schüler erreicht hat, dabei an über 70 Schulen aktiv war und die Rückmeldung der Vereine war, dass tatsächlich Schülerinnen und Schüler im Anschluss Mitglieder der Judoabteilung wurden und zu einem Wachstum der Abteilung bis zu 10% beitrugen, hätten wir nicht gedacht. Selbstkritisch müssen wir sagen, dass wir bei kommenden Maßnahmen definitiv die Vereine aktiver auf mögliche neue Mitglieder darauf vorbereiten müssen – am Ende sind wir hier nun schlauer. Die Zahlen haben uns jedoch definitiv überrascht, ebenso wie die weitreichenden Rückmeldungen der Lehrkräfte und die Mund-zu-Mund-Werbung unseres Angebotes. Dass wir am Ende auch noch die Stichprobenkontrolle des BLSV zu den Projektausgaben und Abrechnungen ohne jegliche Beanstandung hinter uns brachten, hat uns weniger überrascht als die Tatsache, dass wir kontrolliert werden selbst – was wir definitiv gut heißen und schlussendlich auch die akribische Planung und Arbeit in der Durchführung bestätigt.
Danke
Danke sagen möchte ich Daniel Messelberger für seinen beinahe unermüdlichen und nicht einfachen Einsatz sowie beim Team der Geschäftsstelle, die Daniel durchweg betreut haben. Nicht leicht war die Arbeit von Jens Keidel (Breitensportkoordinator) als „Manager“ für dieses Großprojekt in der gesamten Kommunikation mit Schulleitungen und Lehrkräften und das Mentoring von Daniel. Eure Arbeit verdient hohe Anerkennung und die Zahlen sprechen für sich.
Ausblick
Wie sich die Mitgliederzahlen in den Einzugsgebieten der betroffenen Vereine tatsächlich entwickeln, wird sich erst Ende des Jahres zur Stärkemeldung genau zeigen. Ähnliche Einsätze eines Bundesfreiwilligendienstleistenden sind in anderen Städten bereits in Planung und auch hier wird man sehen, wie sich am Ende die Statistik verändert.
Text: Florian Ellmann
Bild: Pixabay CC0-Lizenz