Warum Kinder den Sport aufgeben
Leider bleiben viele Kinder nur 1-3 Jahre beim Judo. Doch warum ist das so? Und was sind die Ursachen?
Im letzten Artikel haben wir uns damit beschäftigt warum Kinder mit einem Sport anfangen. Jetzt werfen wir einen Blick auf das Gegenteil, nämlich auf die Dinge, die dazu beitragen, dass sie sich vom Sport abwenden.
Dies sind die fünf Hauptursachen warum sich Kinder vom Sport abwenden:
- Wenn sie sich nicht sicher und kompetent genug fühlen.
- Wenn es im Sport zu ernst wird.
- Wenn der Sieg im Vordergrund steht.
- Wenn Trainer*innen Lieblinge haben.
- Wenn Eltern/Erziehungsberechtigte und Trainer*innen zu viel Druck ausüben
Videoerklärung von icoachkids (deutscher Untertitel wählbar):
1. Wenn sie sich nicht sicher und kompetent genug fühlen
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Kinder, die sich nicht sicher und kompetent fühlen eher das Sporttreiben aufgeben. Wenn die Aktivitäten, die man mit den Kindern durchführt, ihnen nicht genügend Vertrauen und Kompetenzerleben vermitteln, wird es schwer sein, sie im Sport zu halten und zufriedenzustellen. Von diesem Punkt bis zum Verlassen des Sportvereins ist es nur ein sehr kleiner Schritt!
2. Wenn es im Sport zu ernst wird
Zweitens sagen Kinder, dass sie Sport nicht mehr mögen, wenn er zu einer zu ernsten Angelegenheit wird. Dies ist eine weitere Erinnerung daran, dass der Sport den Kindern gehört und dass SPIELEN ihre Hauptmotivation ist. Pep Guardiola, der legendäre Fußballtrainer, behauptet, dass kleine Kinder drei Dinge tun sollten: SPIELEN, SPIELEN und noch einmal SPIELEN.
Die Trainer*innen sollten also die Freude der Kinder am Spiel bestmöglich nutzen.
3. Wenn der Sieg im Vordergrund steht
Der dritte Grund, warum Kinder aussteigen, ist eine übermäßige Betonung des GEWINNENS. Es ist nicht so als hätten Kinder kein Interesse am Sieg. Allerdings liegen Studien vor, die nachweisen, dass dies für sie nicht das Wichtigste ist. Erwachsene, die hauptsächlich auf den Punktestand und die Sieg-Niederlage-Bilanz fixiert sind, setzen Kinder unter Druck und erhöhen die Gefahr, dass sie aussteigen! Gerade deshalb hat der BJV unterschiedliche Wettkampf- und Turnierformen initiiert, um eben hier entgegenwirken zu können.
4. Wenn Trainer*innen Lieblinge haben
An vierter Stelle steht die Tatsache, dass es Kinder abschreckt, wenn Trainer*innen Lieblinge haben – jedes Kind verdient die volle Aufmerksamkeit des Trainers/der Trainerin. Egal wie geschickt oder begabt die Kinder sind, Trainer*innen müssen dafür sorgen, dass sich alle Kinder wertgeschätzt fühlen.
Bitte stelle sicher, dass Du den Namen jedes Kindes kennst, jedes Einzelne begrüßt und bitte widme Dich jedem Kind in jeder Einheit.
5. Wenn Eltern/Erziehungsberechtigte und Trainer*innen zu viel Druck ausüben
Der letzte von den Kindern aufgeführte Hauptabbruchgrund sind Eltern/Erziehungsberechtigte und Trainer*innen, die zu viel Druck ausüben. Es ist sehr wichtig, dass man Kinder nicht zwingt, mehr zu trainieren, als sie wollen. Wenn man sie davon abhält, andere Dinge zu tun, die sie tun möchten, z.B. Zeit mit Freunden zu verbringen, andere Spiele zu spielen oder Hausaufgaben zu machen, hat dies einen großen Einfluss auf die Abbruchquoten.
Selbst bei Kindern, die den Weg in den Leistungssport einschlagen, sollte man darauf achten, dass man nicht zu früh zu viel erwartet.
Hier ein Video (englisch) was Eltern dazu beitragen können:
Ein inspirierender Vortrag: Changing the game in youth sports: John O'Sullivan at TEDxBend
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei positiven Sporterfahrungen für Kinder nicht darum geht, zu gewinnen oder ein Profi zu werden. Das sind Dinge, die manche Erwachsene am Sport schätzen und im Sport erreichen wollen. Kinder hingegen wollen Spaß haben, sich und ihre Fähigkeiten erleben und erweitern, mit Freunden zusammen sein und etwas mit ihren Eltern/Erziehungsberechtigten teilen.
Und sie mögen es nicht, wenn der Sport zu ernst wird, wenn der Sieg das Wichtigste ist, wenn Trainer*innen Lieblinge haben und wenn Eltern/Erziehungsberechtigte und Trainer*innen zu viel Druck ausüben. Wir müssen sehr sensibel sein, damit den Kindern die Freude am Sport nicht verloren geht.
Unsere Einstellungen und Werte beeinflussen unsere Kinder. Wenn wir Wert auf den Sieg legen, werden auch sie sich daran orientieren. Wenn wir Wert auf Lernen, Freundschaften und Freude legen, werden die Kinder dies ebenfalls tun.
Denkt daran:
Kinder sind keine kleine Erwachsene!
Im nächsten Newsletter werden wir Euch dazu ein paar konkrete Tipps geben um Kinder "erfolgreicher" zu unterrichten.
Text: Jens Keidel/icoachkids Bild: Depositphotos