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Das Judo im Blut – Samuel Bischoff ist Ersatz für die EM der Kadetten

Veröffentlicht in

Sportgeschehen Jugend

Samuel Bischoff hat das Judo sozusagen von seinen Eltern in die Wiege gelegt bekommen.

Sein Vater, Jörg Bischoff, ist ein erfahrener Trainer und Judoka. Seit vielen Jahren ist er an verschiedenen Positionen im BJV als Trainer tätig. 2003 war er Mu15 Landestrainer, aktuell ist er im Assitenztrainerteam, Landestrainer U13 und leitet das Training an der Eliteschule des Sports in Nürnberg. Mit seiner Frau Iris betreibt er seit vielen Jahren erfolgreich das Judo-Team Ansbach, eine Judoschule im nordbayerischen Raum. Auch Iris war eine gute Kämpferin und lange Mitglied des Bayernkaders der Erwachsenen. Samuels großer Bruder Jonathan ist ebenfalls seit vielen Jahren erfolgreich im Kader des BJV. Was hätte Samuel also machen sollen – außer JUDO?

Der 90 Kilo-Kämpfer des JC Ansbach wird hier mit einem kleinen Interview vorgestellt:

 

Wie heißt Du und wie alt bist Du?

Mein Name ist Samuel Bischoff und ich bin 15 Jahre alt.

 

In welchem Verein und mit welchem Alter hast Du mit Judo angefangen und wer war Dein erster Heimtrainer, der Dich gepusht hat?

Ich habe schon mit 4 Jahren mit dem Judo angefangen und natürlich als erstes bei meinen Eltern Jörg und Iris trainiert.

 

Wie funktioniert das bei Dir mit dem Leistungssport und wo trainierst Du?

Zusätzlich zum Training im JT Ansbach fahre ich oft mittwochs nach Erlangen zum Randori. Dort trainieren viele gute Liga- und ehemalige Nationalmannschaftskämpfer. Dort habe ich viele gute Partner mit verschiedenen Kampfstilen und in beiden Auslagen. So oft es organisatorisch möglich ist, trainiere ich auch mal am Bundesstützpunkt in München. Ich kann dann bei meinem Bruder in München übernachten und am Training der Leistungsgruppen teilnehmen.

 

Was gefällt Dir am meisten an Deiner Sportart?

Ich mag es, dass Judo nicht immer gleich ist. Mit jedem Partner oder Gegner wird man vor neue Herausforderungen gestellt. Diese zu lösen und dann erfolgreich zu sein macht mir richtig Spaß.

 

Was ist Dein Geheimnis mit der Doppelbelastung Leistungssport und Schule klarzukommen?

Im Prinzip fällt mir zum Glück das Lernen leicht, daher muss ich nicht so viel Zeit investieren und es bleibt mehr fürs Training übrig. Und ich habe eine Schule, mit der ich gut zusammenarbeiten kann. Solange die Noten passen, werde ich für Maßnahmen auch immer freigestellt. Aktuell darf ich auch ein fälliges Praktikum in München machen. So kann ich zwei Mal eine ganze Woche am Bundesstützpunkt trainieren.

 

Wer ist Dein Vorbild auf der internationalen Judo-Bühne?

Mein Vorbild ist Lasha Bekauri aus Georgien. Sein Kampfstil gefällt mir besonders gut.

 

Wer ist Dein Lieblingspartner im Training?

Mein Lieblingspartner im Training ist tatsächlich mein Vater. Als 90kg-Kämpfer brauche ich natürlich einen Partner, der groß und schwer genug ist mir realistische Situationen zu stellen. Er hat ein gutes Judogefühl und kann sich super anpassen, wenn ich an bestimmten Aufgaben arbeite. Nachdem er direkt spürt was ich mache, gibt er mir dann wertvolle Tipps.

 

Wer fordert dich im Randori am meisten?

Für harte Randoris sind mein Bruder Jonathan und auch Tim Himmelspach vom TSV Altenfurt meine besten Partner. Mein Bruder und ich kennen uns natürlich in- und auswendig und schenken uns aber nichts. Es ist also immer eine Herausforderung für beide sich gegenseitig Wertungen abzunehmen. Tim ist ein unangenehmer und auch unorthodoxer Gegner. Sein O-soto-gari zum Beispiel ist brandgefährlich.

 

Und was sagt der Lieblingspartner und Vater Jörg Bischoff über Samuel?

Samuel ist durch sein gutes Gefühl für die Situation unberechenbar. Obwohl ich ihn genau kenne, kann er mich mit Techniken aus dem Nichts überraschen. Außerdem ist er explosiv und wenn es auf der Wettkampfmatte drauf ankommt sehr nervenstark.

 

Und was sage ich, als Landestrainerin zu Samuel?

Ich sage, ab dem Tag, ab dem Samuel weiß, wie talentiert er ist und was er für eine physische Macht ist, kann er jeden schlagen. Samuel bringt das Bewegungsgefühl mit nicht nur erlernte Dinge in erlernten Situationen abzuspielen, sondern kann die einzelnen Elemente in einem ganz anderen Kontext zum richtigen Zeitpunkt einsetzen. Manchmal haut er Kombinationen raus, die sicher noch nie einer mit ihm geübt hat. Samuel ist in der Gruppe meistens ruhig und hält sich eher im Hintergrund, interessant wird es, wenn man sich eins zu eins mit ihm unterhält. Sein Judo kann er beeindruckend treffend analysieren und erfasst die Schwachstellen, an denen er noch arbeiten muss. Hinter der Fassade eines manchmal fast schüchternen jungen Athleten, wohnt ein extrem wacher Geist. Das und sein Talent können ihn weit bringen!

 

Samuels Saison war gut. Er startete als Deutscher Meister ins internationale Geschehen und konnte vor allem in Polen und in Tschechien Kämpfe gewinnen. Dabei erkämpfte er sich in dieser absoluten Männer-Gewichtsklasse bis 90kg als mittlerer Jahrgang bereits einen 7. Platz. Vor allem jedoch war die Entwicklung zu sehen. Samuel geht gegenüber letztem Jahr souverän auf die Matte und spielt seine Karten mit Druck und enormem Willen. Ob er nachrücken kann zur EM oder nicht werden wir sehen – was wir aber vor allem sehen werden ist MEHR von diesem jungen Talent aus Nordbayern.

 

Text: Claudia Straub

Fotos: Familie Bischoff