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Experienced: Viola Wächter in Bangladesch

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Verbandsnachrichten Presse

"Freue dich darüber, wenn etwas funktioniert oder vorhanden ist! Arbeite mit dem, was du zur Verfügung hast!" Mit diesen Worten fasst die ehemalige Spitzenathleten Viola Wächter ihre Erfahrungen in Bangladesch zusammen. Mitte November fand in Dhaka eine Judoprojektwoche für Mädchen statt. Finanziert wurde die Maßnahme durch den Kulturfonds der Deutschen Botschaft. Die Bundespolizistin Viola Wächter berichtet von ihren Eindrücken.

Bangladesch ist ein sehr junges, vorwiegend muslimisch geprägtes Land, die Frauen und Mädchen nehmen die eher klassische Rolle in der Gesellschaft ein und werden Hausfrauen. Die Gesellschaft und das Straßenbild sind von Männern geprägt. Ziel der Projektwoche war es, die Mädchen, die in Dhakas Slums zu Hause sind, zu stärken, ihnen Selbstbewusstsein und Selbstverteidigung in Form von Judo zu vermitteln.

Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellen sollte. Neben dem Jetlag, wurde Viola vor Ort mit den Gegebenheiten des Dojos konfrontiert. Ausgestattet mit einem Betonboden, einem Schreibtisch, unzähligen Ventilatoren, zwei Umkleideräumen, Dusche und WC, stellte sich die Situation anders dar als erwartet. Der Inhaber des Dojos war im Besitz von ganzen 16 Moosgummimatten, was eine Fläche von 4x4 Metern ergab. Um das Verrutschen der Matten zu verhindern, wurden diese sicherheitshalber mit Klebeband zusammengehalten. Die extra bestellten Judomatten konnten nicht rechtzeitig geliefert werden, und so musste man mit dem arbeiten, was einem zur Verfügung stand.

Beeindruckend war die Tatsache, dass es keine einzige Klage über die Gegebenheiten vor Ort gab. Die Mädchen waren einfach glücklich, überhaupt teilnehmen und aus dem Alltag ausbrechen zu können. Zu Beginn wirkten sie selbst in der Gruppe sehr schüchtern, tauten aber schnell auf und hatten auch keinerlei Berührungsängste. Die Tatsache "unter sich" und in einem geschützten Raum bzw. Umfeld zu sein förderte ein unbeschwertes Verhalten und das verdeutlicht zusätzlich den Stellenwert und die Wirksamkeit eines solchen Angebotes.

Täglich wechselte die Gruppe, sodass von einem kleinen Judo-Crashkurs der 12- bis 15-jährigen Mädchen bis hin zu jungen, erwachsenen Freiwilligen der JAAGO Fondation eine große Vielfalt existierte. Vermittelt werden konnte das Fallen, ein bis zwei Stand- und ein bis zwei Bodentechniken. Sogar ein kleines Bodenrandori war unter den Anfeuerungsrufen aus der Gruppe und den wachsamen Augen aller Teilnehmerinnen möglich. Den älteren Mädchen konnte zusätzlich noch einige einfache Griffe aus dem Bereich Selbstverteidigung beigebracht werden, sowie das Aufrechterhalten von Distanzen durch Einsetzen von Stimme und Gestik.

Das Mittagessen wurden durch einen Caterer kulinarisch mit typisch bangladeschischen Essen gestaltet. Die Speisen wanderten in gewohnter Manier mit der rechten blanken Hand in den Mund. So vermeidet man auch Müll, indem man kein Einwegbesteck nutzt! Die Geschenke von Viola in Form von Süßigkeiten aus Deutschland fanden großen Anklang und wurden freundschaftlich unter den Mädchen geteilt, mit dem Beisatz "Sharing is Caring". So wanderte das halb abgebissene Gummibärchen flugs in den Mund der Freundin.

Viola fasst die Erfahrungen ihres Aufenthalts schön zusammen:

  • Erwarte nie zu viel in Bangladesch und freue dich darüber, wenn etwas funktioniert oder vorhanden ist.
  • Arbeite mit dem was du zur Verfügung hast.
  • Man kann diese Mädchen mit einfachen Dingen glücklich machen und bekommt das schönste Lächeln und strahlende Augen zurückgeschenkt.
  • Und bangladeschische Mädchen lieben es zu tanzen. So wurde ich von zwei Gruppen am Ende jeden Tages mit traditionellen Tänzen belohnt.
  • Es herrscht eine andere Ordnung in diesem Land und man kommt über andere Wege an sein Ziel.
  • Jedes einzelne Mädchen ist mir in nur einem Tag ans Herz gewachsen und ich musste eine Träne unterdrücken als mir zum Abschied ein Mädchen sagte, dass sie mich vermissen werden.

Es besteht großes Interesse solch eine Projektwoche zu wiederholen oder gar fest im jährlichen Abstand zu wiederholen. Nur stellt sich hierbei die Trägerfrage. Die Projektwoche wurde aus dem Kulturfonds der Deutschen Botschaft finanziert. Dieser Fonds dient dazu, unterschiedlichste Projekte in Bangladesch anzubieten.

Textbasis: Viola Wächter
Redaktionelle Überarbeitung: Florian Ellmann
Bilder: Viola Wächter

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