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Bronzemedaille für Patrick Weisser bei Deutscher Judo-Meisterschaft

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Aus den Vereinen

TuS-Judoka mit Klasse-Leistung beim U21-Turnier in Frankfurt/Oder

Patrick Weisser vom TuS Bad Aibling reiste mit dem Bayernkader unter der Leitung von Winston Gordon, dem Trainer am Olympiastützpunkt München und der Chef-Landestrainerin des BJV, Claudia Straub zu den Deutschen Meisterschaften der Junioren (U21), die kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, im brandenburgischen Frankfurt an der Oder stattfanden.

„Die Bayerische Meisterschaft hat er noch ausgelassen, aber bei den Süddeutschen Meisterschaften in Pforzheim mit Platz 1 bewiesen, dass er zur deutschen Spitze in der Gewichtsklasse bis 60 kg gehört“, so Vater Denis Weisser, der direkt nach der Süddeutschen Meisterschaft der U15 in Heilbronn, bei der vier Aiblinger Judoka starteten, hinterherreiste (wir berichteten).

„Die Waage am Vorabend hat gut geklappt, das Gewicht hat genau gepasst“, so Patrick Weisser, „jetzt kann’s losgehen“, so der in München lebende und trainierende U21-Athlet vom Judo Team Bad Aibling, der bei Einzelturnieren noch immer für seinen Heimatverein, den TuS Bad Aibling startet.

In der ersten Runde der Meisterschaft, die in der Frankfurter Oderlandhalle stattfand, traf er auf Christian Krüger vom Fuldaer Judo-Club, den er mit einem tiefen Schulterwurf (Morote seoi nage) werfen konnte, wofür er mit einer kleinen Wertung (Waza-ari) in Führung ging.Noch in dieser Aktion gelang es ihm, den Gegner am Boden in einen Festhaltegriff zu nehmen, so dass er vorzeitig, mit einer „Ippon-Wertung“ und kraftsparend gewann. Trainer Winston Gordon freute sich am Mattenrand über den guten Turnierauftakt seines Schützlings.

Im Kampf darauf stieß Weisser auf den Berliner Simon Alexander Doege, den er ebenfalls mit einer sehenswerten Wurfaktion (Waza-ari) und anschließendem beherzten Nachgehen im Boden mit einem „Ippon“ besiegte, so dass auch Runde zwei geschafft war.

Im dritten Kampf wartete mit David Ickes vom Budokan Lübeck ein schwerer Brocken auf den Kämpfer aus der Kurstadt. Es entwickelte sich ein Fight auf Augenhöhe. Ickes vor allem mit starken Innenschenkelwürfen, Weisser hauptsächlich mit schnellen Schulterwurftechniken. Beide kämpften physisch gleichwertig. Eine herausragende Begegnung, die nach der regulären Kampfzeit von vier Minuten unentschieden stand, so dass es in die Verlängerung ging, in der der „Golden Score“, die erste Wertung, entscheidet. Und hier hatte Ickes nach weiteren zwei Kampfminuten und spannendem Judo das bessere Ende für sich, denn ihm gelang nach einigem Hin und Her eine kleine Technik und damit der Sieg – eine große Enttäuschung für Patrick Weisser.

Jetzt galt es für den Aiblinger nach der Niederlage, sich wieder physisch, aber vor allem auch psychisch zu erholen, das Negative abzustreifen, um fit zu werden für die Trostrunde, in der man noch Dritter werden kann. Dies gelang Patrick Weisser nicht gleich, aber dank Trainer Winston Gordon und Mental-Coach David Karle dann doch.

Im vierten Kampf stand Weisser dem Lübecker Viktor Mario Wandtke, dem jüngeren Bruder des Olympiakämpfers Igor Wandtke, gegenüber. Vom großen Namen unbeeindruckt, gelang Weisser nach einem Angriff von Wandtke eine tolle Aushebetchnik (Ura nage), mit der er seinen Kontrahenten aushob und krachend auf die Matte beförderte. „Ippon“ – wieder ein vorzeitiger Sieg – und es hieß „auf zu Kampf fünf“.

Der nächste Gegner hieß Sebastian Kunze vom MTSV Aerzen und Weisser begann hochmotiviert und dominierte die Begegnung von Beginn an. Nach einem starken Wurfansatz von Weisser, von dem sich Kunze nur mit einer verbotenen Kopflandung vor dem Fall auf den Rücken retten konnte, wofür dieser vom Kampfrichter disqualifiziert wurde (Hansoku make) war es auch – nach Konsultation der Außenkampfrichter – vorbei: Weisser hieß der Sieger - das kleine Finale war nach fünf Kämpfen erreicht, die ersehnte Bronzemedaille in Reichweite.

Patrick Weisser klagte nach dem kraftraubenden Kampf gegen Sebastian Kunze: “Meine Unterarme sind zu, ich kann nicht mehr greifen“.Doch eine schnelle Elektromassage mit ergänzender manueller Behandlung sollte Abhilfe bringen. Das Team um Winston Gordon leistete ganze Arbeit und so wurde Weisser wieder fit, rechtzeitig zum sechsten und letzten Kampf.

Der Gegner dort war Alessio Murrone von der Sport-Union Annen, gegen den Weisser schon bei der Deutschen Meisterschaft der Männer in Stuttgart in diesem Jahr in der ersten Runde gekämpft und vorzeitig mit einer großen Innensichel (O Uchi gari) gewonnen hatte. Der ungefähr ein Jahr ältere und physisch starke Murrone war gewarnt und hatte Weisser nach einem Übergang Stand-Boden und einer guten Würgetechnik im Boden am Rande der Niederlage. Während des Würgers stockte den Trainern, Teamkollegen und Fans am Mattenrand der Atem, aber Weisser dachte nicht daran, aufzugeben. Endlich – aus Sicht der Aiblinger Fans - unterbrach der Kampfrichter die Aktion mit einem „Mate“ und es ging wieder von vorne los. Weisser gab Gas und warf den körperlich etwas kleineren, aber sehr kräftigen Murrone mit einem tiefen Schulterwurf, erhielt eine kleine Wertung, mit der er in Führung ging. Trotz des Vorsprungs und typisch für Weisser und sein „Ippon-Judo“, setzte der Aiblinger nach und wollte gewinnen. Am Mattenrand kam es zu einer weiteren Wurfaktion des Aiblingers – wieder eine tiefe Technik, der wohl tiefstmöglichen Variante, aber noch dynamischer als zuvor – diese wurde nun mit „Ippon“, dem vorzeitigen Sieg, bewertet.

Platz Drei, die Bronzemedaille, geschafft. Der Kampfrichter verkündete das Urteil, Patrick Weisser ging von der Matte, alle Dämme brachen, der aus Großbritannien stammende Trainer Winston Gordon und „my Patchi“ Weisser lagen sich in den Armen.

„Wow, super. Endlich hat es jetzt nach all diesen fünften Plätzen, siebten Platzierungen und Disqualifikationen, nach den Erkältungen und sonstigem Mist mit einer Top-Drei-Platzierung geklappt. Nach Patricks Tagen des Frusts in der U18 und U21 – wir haben die lang lang ersehnte Medaille auf einer Deutschen“, so der überglückliche Vater Denis Weisser am Mattenrand.

Die Siegerehrung führte standesgemäß der frischgebackene Präsident des Deutschen Judobunds, Daniel Keller aus Potsdam durch: „Glückwunsch, Männer“, so der DJB-Chef zum erfolgreichen U21-Nachwuchs.

TuS-Judoka Patrick Weisser: „Es war ein langer, harter Tag mit sechs harten Fights und einigem Auf und Ab – und dann wieder Auf. Aber erfolgreich, ich bin happy. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich heute, aber auch in der ganzen Zeit davor so toll unterstützt haben.“

Mit dieser starken Leistung, Weisser unterlag wie erwähnt nur knapp mit einer kleinen Wertung in der Verlängerung dem späteren Sieger David Ickes, konnte er auch eine gute Statistik vorweisen:

Sechs Kämpfe, fünf Siege. Dabei vier Ippons und drei kleine Wertungen, eine aufgezwungene Disqualifikation – Siege im Stand und im Boden. Und den ganzen Wettkampftag nur ein Waza-ari (kleine Wertung) und ein Shido (Strafwertung) gegen sich.

„Die Techniken und Wertungen, die Patrick an einem Tag gezeigt bzw. erzielt hat, schaffen andere im ganzen Jahr nicht“, so Vater Denis Weisser. Und weiter: „Patrick hat das beste Judo seines Lebens gezeigt und die Bronzemedaille gewonnen. Mehr als verdient und er hat nur knapp gegen den Deutschen Meister verloren, Gratulation an David Ickes. Ich freue mich, dass Patrick nach dem Turnier in den Fokus der Bundestrainer geraten ist, die sich bei ihm gemeldet haben und ihn in den DJB-Nachwuchskader zwei (DJB-NK2) berufen haben, was vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bestätigt wurde.“

Die Ergebnisse (Quelle German-judo.de):

Gewichtsklasse: -60 kg

Platz

Nachname

Vorname

LV

Verein

Jg

1.

Ickes

David

SH

BUDOKAN Lübeck

2002

2.

Wegele

Alexander

NW

1. Judo-Club 1958 Mönchengladbach

2000

3.

Weisser

Patrick

BY

TuS Bad Aibling - Sparte Judo

2001

3.

Standke

Maximilian

TH

Kodokan Erfurt

2001

5.

Bimmermann

Alexander

HE

JC Kim-Chi Wiesbaden

2001

5.

Murrone

Alessio

NW

Sport-Union Annen

2000

7.

Harter

Tobias

BY

Judo-Team Ansbach

2000

7.

Kunze

Sebastian

NS

MTSV Aerzen

2002

Text:Denis Weisser

Bilder:Thomas Wetzel/Sportfotos24 bzw. Judo Team Bad Aibling