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Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei "Grenzvereinen"

Drei Vereine, die sich nahe an den Grenzen zu Hessen, Österreich, Thüringen und Sachsen, haben uns in einem Interview interessante Hintergründe zur aktuellen Situation gegeben.

Die Gemeinsamkeit aller Vereine ist, dass die unterschiedlichen Regelungen zwischen den Bundeländern bzw. zu Österreich keine Auswirkung auf die Vereine hat. Ansonsten gibt es sehr starke Unterschiede. So können die Judoka des TSV Teisendorf nicht bzw. mit nur wenigen Trainingszeiten in die Halle, sodass sie erst nach den Sommerferien mit dem Judotraining wieder starten wollen. Bei der DJK Aschaffenburg startet das Indoorjudotraining langsam, allerdings ist eine gewisse Skepsis noch zu spüren. Auch der PTSV Hof hat mit einer Inddorjudoeinheit begonnen, nutzt aber noch zweimal die Woche den gesamten Fussballplatz als Trainingsfläche.

Als erste Frage, habt Ihr schon mit dem Judotraining begonnen, und wenn ja, in welchen Altersgruppen?

DJK Aschaffenburg (Jonas Ludwig / Detlef Staffa): Ja, Ende Mai haben wir mit Fitnesstraining im Freien für alle Altersklassen von U10 – Erwachsene angefangen. Seit Mitte Juli machen wir wieder Judo in der Halle. Alles natürlich unter den aktuellen Bestimmungen, vorheriger Trainingsanmeldung über Onlinetool und in festen Trainingsgruppen.

PTSV Hof (Günter Klust): Wir haben am 26.Juni begonnen. Mit allen Altersklassen und jeweils montags und freitags auf dem ganzen Fußballplatz. Bisher hatten wir mit dem Wetter Glück und es noch kein Trainingstag ausgefallen. Es kommen auch Judoka aus benachbarten Vereinen.

TSV Teisendorf (Carsten Zillmer): Nein, weil die Halle von der Gemeinde für das Training noch nicht freigegeben wurde und sich die Lockerungen derzeit aus unserer Sicht noch nicht in ein sinnvolles Training umsetzen lassen - unsere Trainingsgruppen (4 verschieden Altersgruppen) haben zwischen 15 und 30 Teilnehmer - wenn ich dies auf 5er Gruppen splitten soll, dann wäre ich hauptamtlich den ganzen Tag auf der Judomatte. Und mehr als 2 Übungsleiter/Trainer bekomme ich nur schwer zeitgleich auf die Matte - so dass ich meine Gruppen auf 10 aktive Judoka begrenzen müsste bzw. entweder die anderen Judoka "ausgrenzen müsste" oder noch mehr Trainingsgruppen/-zeiten usw.  das ist im Ehremamt einfach nicht leistbar - nicht neben eigener Familie,Vollzeitjob, Homeschooling uvm.

 

In euren nahen anderen Ländern (Landesverbänden) gibt es andere Hygienerichtlinien. Hat das Auswirkungen auf Eure Vereinsarbeit?

TSV Teisendorf: In unserem Fall wäre die Möglichkeit naheliegend nach Österreich ins Training zu gehen - diese Option sehe ich im Kinderbereich unrealistisch, da organisatorisch nur schwer umsetzbar. Bei den Erwachsenen haben wir dies thematisiert, aber derzeit noch nicht umgesetzt, da hier noch Unklarheiten zum weiteren Ligabetrieb in 2020 bestehen und wir ausreichend Ausgleichangebote, auch in sportlicher Hinsicht vor Ort haben und diese tatsächlich von den Judoka extrem gut angenommen und genutzt werden - wir halten uns auch ohne Judo fit!

DJK Aschaffenburg: Die Nähe zu besonders Hessen hatte in dieser Situation keine besondere Auswirkung auf unsere Vereinsarbeit. – Befreundete Vereine aus Hessen kommen zurzeit nicht, da wir nur Vereinsmitglieder auf unsere Anlage lassen können.

PTSV Hof: Kurzgesagt nein. Unsere Hygiene-Ausarbeitungen entsprechen dem DJB, dem BJV, dem BLSV und der Stadt Hof.

 

Sind Sportler von Euch über die „Grenze“ gegangen um zu trainieren?

PTSV Hof: Nein.

DJK Aschaffenburg: Nein. Ligastarter/innen, die einen Hessischen Heimatverein haben trainieren dort, kommen dafür aber auch zur Corona Zeit nicht zu uns. 

TSV Teisendorf: Nein, zumindest nicht zum Judotraining. Im Bereich Mountainbiken, Berggehen, Klettern etc. schon!

 

Trainiert ihr nur Outdoor oder bereits auch Indoor?

TSV Teisendorf: Derzeit nur bei den Erwachsenen als Laufgruppe und Workout im Freien.

PTSV Hof: Indoor seit dem 15.07.2020 mittwochs - alle Altersklassen - in einer Dreifachturnhalle.

DJK Aschaffenburg: Bis vor zwei Wochen haben wir lediglich Outdoor trainiert. Seit zwei Wochen bieten wir auch wieder Indoor an.

 

Welchen Formen des Trainings bietet Ihr an und wie können wir uns das vorstellen?

DJK Aschaffenburg: Unser Fitnesstraining hat zu Corona Zeiten ein immenses Interesse geweckt, sodass wir dies auch danach beibehalten werden. Es  ist meistens als Zirkel aufgebaut, wobei jede Station mehrmals hintereinander absolviert wird und danach von den Sportlern desinfiziert wird. 

Das Dan-Vorbereitungstraining läuft fast wieder normal, da hier eh jeder mit seinem festen Partner sein Programm trainiert, schränken die Corona Regeln kaum ein. Lediglich die Gruppengröße ist dezimiert worden, die Trainingszeit auf eine Stunde verkürzt und eine vorherige Anmeldung ist notwendig.

Für die normalen Trainingseinheiten der Altersklassen U10/12, U15 und U18/Erwachsene haben wir unsere Matten Im Dojo so gelegt, dass abgegrenzte Bereiche entstehen, in denen festgelegte 5er-Gruppen recht normal trainieren können.

Zwischen allen Einheiten ist eine Pause von 30 Minuten geplant, um einerseits gut lüften zu können und andererseits keine Überschneidungen in der Umziehzeit zu haben. 

TSV Teisendorf: Laufgruppe /Workout im Freien - nur bei den Erwachsenen. Trainingsaufgaben/Challenges/Technikübungen über die jeweiligen WhatsApp-Gruppen in allen Altersgruppen

Highlight: Gürtelprüfungswochenende - Hygienekonzept mit der Gemeinde ausgearbeitet und abgestimmt - 95 % der Mitglieder in Kinder- und Jugendlichenbereich haben daran teilgenommen!

PTSV Hof: Auf dem Fußballplatz im Jogginganzug mit Musik mit den Schwerpunkten: Beweglichkeit, Kondition, Uchi-komi, Ball-Spiele

 

Nehmen Eure Mitglieder das Angebot an?

PTSV Hof: Gerne ???? 

DJK Aschaffenburg: Das Fitnesstraining wurde sehr gut von allen Gruppen angenommen. Das Judotraining ist noch etwas schleppend, da viele in den Sommerferien in den Urlaub fahren wollen und kein Risiko eingehen wollen. Auch sind manche Eltern noch skeptisch dem Indoortraining gegenüber, egal in welcher Form es gehalten wird. Wir erwarten, dass sich dies aber nach den Urlauben unsere Mitglieder wieder ändert und dann auch unsere Judoeinheiten ausgebucht sind.

TSV Teisendorf: Ja. Anfänglich noch mit viel mehr Euphorie und Dankbarkeit. Mittlerweile wohlwollend, aber mit dem Drang endlich wieder Judo auf der Matte machen zu dürfen.

 

Welche Ziele habt Ihr Euch für die nächste Zeit gesteckt? (1-3 Monate)

TSV Teisendorf: Sommerpause :-) Tatsächlich die Kinder und Jugendlichen in der Ferien "in Ruhe lassen" - aber über die Entwicklung über die WhatsApp-Gruppen und die Homepage informieren. Weitere Ziele sind:

- Den Kindern und Jugendlichen im Rahmen eines Outdoortrainings noch vor den Ferien ihre Kyu-Urkunden überreichen. 

- Die aktuelle Entwicklung genau beobachten und für den Wiederbeginn nach den Sommerferien bereit zu sein. Maßnahmen zum ReStart entwickeln.

- Die Erwachsenen frühzeitig wieder auf die Matte zu bringen, um auf einen eventuellen Ligabetrieb, egal in welcher Form, vorbereitet zu sein.

PTSV Hof: Die Kids und alle anderen wieder auf die Matte zu bringen. Thema: Hajime - seit Judo - bleibt Judo

DJK Aschaffenburg: Unser Hauptziel ist natürlich unseren Mitglieder weiterhin die Möglichkeit bieten zu können Judo zu machen. So werden wir die ganzen Sommerferien für alle Judogruppen Training anbieten. 

Da viele Vereinsevents, wie unser Sommerfest oder die geplante Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Judoabteilung, ausfallen mussten, wollen wir im Laufe der Sommerferien für alle Gruppen einzeln kleine Sommermaßnahmen veranstalten.

 

Wie erreicht Ihr in dieser Zeit Eure Sportler?

DJK Aschaffenburg: Wir hatten schon vor Corona für alle Trainingsgruppen eine WhatsApp-Gruppe. Bei den Kindern läuft die Kommunikation primär über die Eltern und zusätzlich zu WA per Mail. Athleten, die wir nicht im Training gesehen haben, haben wir nach und nach telefonisch kontaktiert.

Da bekannt ist, dass die Anmeldung für das Training online über die Homepage geht, können sich die Sportler/innen sehr gut darüber informieren.

TSV Teisendorf: WhatsApp-Gruppe, Homepage, teilweise per Telefon(Anruf), teilweise persönliche Treffen.

PTSV Hof: Telefonisch und über WhatsApp-Gruppen. Unser Hauptverein hat für alle Judoka einen Zoo-Besuch spendiert. Dadurch haben wir viele Leute auf die Reihe bekommen.

 

Was ist in Deinen Augen das Wichtigste was der Verein/Trainer aktuell machen muss?

PTSV Hof: Wir sind Judo! - Nicht sofort in die Vollen einsteigen, aber Ehrgeiz wecken!

TSV Teisendorf: In Kontakt bleiben mit den Sportlern aller Altersklassen und Angebote auch abseits vom Judo schaffen - Hoffnung auf einen baldigen ReStart mit ausreichend Realismus kommunizieren.

DJK Aschaffenburg: Gerade für Familien ist es mit Home-Office und Home-Schooling eine ungewohnte und sehr anstrengende Zeit. Dagegen einen Ausgleich zu schaffen und zusammen Sport zu machen ist für uns das Wichtigste.

Die Trainer sehen wer sich kurzfristig abmeldet oder längere Zeit nicht kommt und suchen sofort den Kontakt zu den Eltern. 

 

Siehst Du in der Krise auch eine Chance? Gibt es etwas was Ihr vielleicht jetzt verändert habt und was Ihr in Zukunft so beibehalten wollt?

DJK Aschaffenburg: Es hat uns die Gelegenheit gegeben unsere Arbeit mit etwas Abstand zu betrachten. Wir haben Punkte gefunden, in denen wir uns noch verbessern können und arbeiten gerade an einem Vereinskonzept für die nächsten Jahre.

PTSV Hof: Wir haben bisher keine grundsätzlichen Änderungen vorgenommen, wollen unseren bisherigen Stand wieder erreichen.

TSV Teisendorf: Das Gürtelprüfungswochenende werden wir zukünftig beibehalten - gute Organisation schafft hervorragende Prüfungsergebnisse. Mehr Angebote abseits vom Judo bzw. parallel zum Judo anbieten.

 

Habt Ihr in der Zwischenzeit Austritte zu verzeichnen?

TSV Teisendorf: Nein - aber das wird wohl erst noch nach der Sommerpause kommen - ich gehe aber nicht davon aus, dass es mehr als der "übliche Schwund" nach den Ferien sein wird! Die Judoka wollen wieder ins Training.

PTSV Hof: Nein.

DJK Aschaffenburg: Leider gab es in der letzten Zeit ein paar Austritte, wobei wohl auch der ein oder andere in dieser Zeit ohne Beschränkungen ausgetreten wäre. Mit gutem Kontakt zu Athleten und Eltern und dem frühen Angebot von Training im Freien haben wir eine sehr gute Ausgangslage geschaffen, die Krise gut zu überstehen.

 

Was sollten die ersten Maßnahmen sein die vom BJV veranstaltet werden, sobald wieder Judo mit mehreren Personen stattfinden kann?

DJK Aschaffenburg: Im Jugendbereich finden wir Lehrgänge auf Bezirksebene sehr sinnvoll. Zwischen den Vereinen gibt es viele Kontakte, die die Jugendlichen im Judo halten. Zudem machen Lehrgänge einfach Spaß und sind im Gegensatz zu Wettkämpfen auch nach einer längeren Judopause sinnvoll.

Für uns wäre es wichtig langsam wieder einzusteigen und nicht von Null auf Einhundert zu gehen. Vielleicht sollte man mit den DJB-Sichtungsturnieren noch etwas warten und erst einen vernünftigen Trainingszustand erreichen, Aufbauturniere machen und dann wieder voll einzusteigen. 

Auch finden wir einen Ligabetrieb in diesem Jahr auf Grund der unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten zu verletzungsgefährdent. 

TSV Teisendorf: Blick auf die Mitglieder - 90 % (geschätzt) der Judoka sind Breitensportler bzw. keine Kaderathleten - nur aus der Masse kommt irgendwann auch die Qualität und gerade im Kinderbereich macht Judotraining Spaß, wenn viele Kinder auf der Matte sind! 

PTSV Hof: Es sollten übergreifende Lehrgängemit Spaß und Wettkampf stattfinden - offeme Turniere.

 

Was möchtest Du unseren Abonnenten ansonsten noch sagen?

PTSV Hof: Hajime - seit Judo - bleibt Judo!

TSV Teisendorf: Judo macht in der Gemeinschaft Spaß - lasst uns eine Judo-Gemeinschaft bleiben und nach der Krise wieder durchstarten. 

DJK Aschaffenburg: Seit Judo, bleibt Judo und holt euch Euren Judospaß zurück. Wir lieben Judo!

 

Herzlichen Dank für die vielen spannenden Antworten Carsten Zillmer, Detlef Staffa, Jonas Ludwig, Günter Klust!

Interview: Jens Keidel, Bilder: Homepage DJK Aschaffenburg - Judo

 

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